Walter Gotschke ©
 
O-Ton
Mercedesjahre 1938-1940

Walter Gotschke O-Ton von 27-01-1999

(Blind erzählt und von mir auf Minikassette aufgenommen ohne dass er es wusste)

 

 

Anfrage Reuters - Gedanken über Rèz

 

 

Ja, Reuters 

Hast du von dem Reuters Arbeiten gekannt in jungen Jahren?

Ja natürlich. Da war ich — das war '28/'29, als ich zum Studium nach Brünn kam, da hab' ich die ersten Sachen gesehen von Reuters. Die haben mich richtig erschlagen. Jesses nein! Da musste man wirklich sich zusammenreißen, dass man nicht aufgibt.

Das waren Kataloge für Autofirmen?

Nein, nein — das waren in der 'Dame' ganzseitige Anzeigen.

Und für was?

Ja für Autos. Und zwar war das damals Brennabor. Das war die erste Firma für die ich den Reuters gesehen hab'. Und dann ist er meiner Ansicht nach später, als er für andere auch gezeichnet hat, immer schlechter geworden. Das war natürlich nicht schlecht, aber es war —

Wahrscheinlich bist du immer kritischer geworden — —

Nein, nein. Es war ja nicht unzulänglich oder so was. Sondern es war diese Spritztechnik. So wie Spritztechnik — ich weiß nicht, ob er die angewandt hat. Also diese Gummiformen halt, die auch der Strenger (später in den 60er Jahren Werbung für Porsche) gemacht hat —

Ja, mit der Airbrush

Das war nicht gut diese fremde Flächenbehandlung —

Wann war das dann? Für die Firma Adler ?

Der große Horchkatalog, der ist ja so — also dieser Horch-Katalog ist ja meisterhaft, ja? Aber es ist halt schade, dass das Auto keine Reflexe hat, sondern alles wie Gummi aussieht.

Er hat auch Kataloge für Adler gemacht

Die Adler-Sachen kenne ich nicht. — Dann hat er für Volkswagen gezeichnet — und Opel —

Ja, Volkswagen nach dem Krieg

Ja nach dem Kriege — und Opel —

Opel auch nach dem Krieg? Für Ford hat er kurz gearbeitet —

Ja den Buckeltaunus hat er gezeichnet. Der Buckeltaunus ist ein eigenartiges Auto.

Also 1928 in der 'Dame' hast du Reuters zum ersten Mal gesehen. Hast du vom Künstler persönlich etwas gewusst?

Nichts, gar nichts. Gar nichts, nichts. Von Reuters wusste man nichts.

Man findet von ihm auch während des Krieges nichts

Biografisches?

Ja — — ich mein' andere Maler, Zeichner waren Kriegsberichter  

Ja, ja. Dafür war er schon zu alt für Kriegseinsätze —

Ach, für Kriegseinsätze war er zu alt?

Ja natürlich.

Was glaubst du, wie alt er da war?

Ja das — keine Ahnung Da kann er ja schon 60 gewesen sein.

Ach soo? Ja da muss er ja schon 70 nach dem Krieg gewesen sein ?

Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht.

M m —

Also diese ersten Sachen, die Brennabor und dann die — — . Und dann einmal der Opel, der kleine Opel, der so kurz und hoch war, von der Seite dargestellt — nein, das war für mich eine Offenbarung! Und niemand hat das! Ein Reuters-Sammler hat das nicht, weil er keinen Opel mag. Die sehen das so: man wird doch nicht eine Opel-Zeichnung sammeln  — . * Ja und für mich war das eine Offenbarung.

Vorm Krieg hat er für Opel gezeichnet?

Ja, ja. Im Krieg 

Während des Krieges?

Das weiß ich nicht mehr so genau —

Da hat er doch für Adler gearbeitet, in der Zeit. Das wäre etwas verwunderlich, wenn er da auch für Opel gearbeitet hätte.

Das weiß ich alles nicht mehr — — .

(Ab 2000 wurden Bernd Reuters Sammlungen aufgebaut und sein Leben recherchiert, wenn man googelt findet man ihn. Während Tibor Rèz kaum auffindbar ist. Er hat jedenfalls in den 30er Jahren für Daimler-Benz gearbeitet, während des Krieges findet man viel von ihm in der Auslands-Wehrmachtszeitschrift Motor Schau)

Also der Reuters hat mir besser gefallen als der Rèz, der Tibor Rèz, ja. — — —
Ich wundere mich nur, wie sie mit der Aquarellfarbe gearbeitet haben ohne dass sich Ränder bildeten. Das ist mir unbegreiflich. Was haben die da gemacht? Die Flächen waren alle konturiert, die dunkleren — alles war konturiert und das war so elegant, das war fantastisch. Aber wenn die Farbe Ränder gebildet hätte — dann ist ja alles verpatzt, verdorben —  — wieso hat die Farbe keine Ränder gebildet? — — —
Und der Rèz, den haben sie manchmal eingesperrt im Hotel, weil er nichts geliefert hat, der war doch so unzuverlässig. Da hat der Direktor Kissel — der hat sich persönlich einschalten müssen und ihn bitten müssen, dass er die Sachen liefert (die Zeichnungen für den Mercedes-Katalog). Jaa, und die waren so  — , die Seitenansichten ohne Milieu, ganz blank, freistehend, aber so fein. Und die Räder — —  — die Räder waren eine Offenbarung. Die hatten ja Licht — und das Licht, das hat nur drei, vier Speichen beleuchtet — — und die Radkappen —  — es war alles so fabelhaft gemacht. Und er war so ein Playboy, dass er überhaupt die Geduld hatte, sich so zu betätigen. — — —
Einmal haben sie (Daimler-Benz-Leute) ihm im Hindenburgbau, nein, im Hotel Graf Zeppelin eingesperrt. Haben ihm die Hosen weggenommen. Im Hotel Graf Zeppelin. Das war der eleganteste Bau in Stuttgart lange — ja, ja, ja.

Ja und trotzdem, obwohl die Rèz-Sachen so fein waren, hat dir der Reuters besser gefallen?

Ja der Reuters hat halt richtige Szenen gezeichnet. Der Rèz auch, aber das waren meist verkleinerte Vignetten. Im Text eingestreut. Das war auch fantastisch, das war sehr elegant, sehr fein. Aber so komplette Szenen —  der Weg, der Weg mit dem Rasen — — . Den Rasen hat er natürlich nicht naturalistisch gezeichnet. Der war auch stilisiert — —  

Es war eigentlich alles stilisiert. Er hat kleine Milieuzeichnungen gemacht. Die waren etwa eine drittel oder viertel Seite groß, im Katalog manchmal dazwischengeheftet.

Ja manches hatte abgeschnittene Ecken, war noch umrandet — das war fein gemacht. Die Layouter da bei der Gesellschaft für Wirtschaftswerbung in Berlin, die Werbeagentur von Mercedes — — — .

Und dann gab's noch den Mundorff bei Auto-Union (Viktor/Victor Mundorff, war auch Kriegsmaler ohne Einsatz, nach dem 2.Weltkrieg Werbung für Volkswagen). Der hat auch sehr gut gezeichnet. Aber überhaupt nicht stilisiert — — —



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