Walter Gotschke O-Ton von 27-01-1999
(Blind erzählt und
von mir auf Minikassette aufgenommen ohne dass er es wusste)
Anfrage Reuters - Gedanken über Rèz
Ja, Reuters — —
Hast du von dem
Reuters Arbeiten gekannt in jungen Jahren?
Ja
natürlich. Da war ich — das war '28/'29,
als ich zum Studium nach Brünn kam, da hab' ich die ersten Sachen
gesehen von Reuters. Die haben mich richtig erschlagen. Jesses nein! Da musste
man wirklich sich zusammenreißen, dass man nicht aufgibt.
Das waren Kataloge
für Autofirmen?
Nein,
nein — das waren in der
'Dame' ganzseitige Anzeigen.
Und für was?
Ja für
Autos. Und zwar war das damals Brennabor. Das war die
erste Firma für die ich den Reuters gesehen hab'. Und dann ist er meiner
Ansicht nach später, als er für andere auch gezeichnet hat, immer schlechter
geworden. Das war natürlich nicht schlecht, aber es war —
Wahrscheinlich bist
du immer kritischer geworden — —
Nein,
nein. Es war ja nicht unzulänglich oder so was. Sondern es war diese
Spritztechnik. So wie Spritztechnik — ich weiß nicht, ob er die
angewandt hat. Also diese Gummiformen halt, die auch der Strenger (später in den 60er
Jahren Werbung für Porsche) gemacht hat —
Ja, mit der Airbrush —
Das war nicht gut diese fremde Flächenbehandlung —
Wann war das dann?
Für die Firma Adler — ?
Der große Horchkatalog, der ist ja so — also dieser
Horch-Katalog ist ja meisterhaft, ja? Aber es ist halt schade, dass das Auto
keine Reflexe hat, sondern alles wie Gummi aussieht.
Er hat auch Kataloge
für Adler gemacht —
Die Adler-Sachen kenne ich nicht. — Dann hat er
für Volkswagen gezeichnet — und Opel —
Ja, Volkswagen — nach dem
Krieg
—
Ja nach dem Kriege — und Opel —
Opel auch nach dem
Krieg? Für Ford
hat er kurz gearbeitet —
Ja den Buckeltaunus hat
er gezeichnet. Der Buckeltaunus ist ein eigenartiges
Auto.
Also 1928 in der
'Dame' hast du Reuters zum ersten Mal gesehen. Hast du vom Künstler persönlich
etwas gewusst?
Nichts, gar nichts. Gar nichts, nichts. Von Reuters
wusste man nichts.
Man findet von ihm
auch während des Krieges
nichts
—
Biografisches?
Ja — — ich mein' andere
Maler, Zeichner waren Kriegsberichter —
Ja, ja. Dafür war er schon zu alt für
Kriegseinsätze —
Ach, für Kriegseinsätze war er zu alt?
Ja natürlich.
Was glaubst du, wie alt er da war?
Ja das — keine Ahnung Da kann er ja schon 60
gewesen sein.
Ach soo? Ja da muss er ja schon 70
nach dem Krieg gewesen sein — ?
Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht.
M m —
Also diese ersten Sachen, die Brennabor
und dann die — — . Und dann einmal der Opel, der kleine Opel, der so kurz und
hoch war, von der Seite dargestellt — nein, das war für mich eine Offenbarung!
Und niemand hat das! Ein Reuters-Sammler hat das
nicht, weil er keinen Opel mag. Die sehen das so: man wird doch nicht eine
Opel-Zeichnung sammeln — . * Ja und für mich war das eine Offenbarung.
Vorm Krieg hat er für Opel gezeichnet?
Ja, ja. Im Krieg
—
Während des Krieges?
Das weiß ich nicht mehr so genau —
Da hat er doch für Adler gearbeitet, in der Zeit. Das wäre etwas
verwunderlich, wenn er da auch für Opel gearbeitet hätte.
Das weiß ich alles nicht mehr — —
.
(Ab 2000 wurden Bernd Reuters Sammlungen aufgebaut und sein Leben
recherchiert, wenn man googelt
findet man ihn. Während Tibor Rèz kaum auffindbar ist. Er hat jedenfalls in den 30er Jahren für
Daimler-Benz gearbeitet, während des Krieges findet man viel von ihm in der
Auslands-Wehrmachtszeitschrift Motor Schau)
Also der Reuters hat mir
besser gefallen als der Rèz, der Tibor Rèz, ja. — — —
Ich wundere mich nur, wie sie mit der
Aquarellfarbe gearbeitet haben ohne dass sich Ränder bildeten. Das ist mir
unbegreiflich. Was haben die da gemacht? Die Flächen waren alle konturiert, die
dunkleren — alles war konturiert und das war so elegant, das war fantastisch.
Aber wenn die Farbe Ränder gebildet hätte — dann ist ja alles verpatzt,
verdorben — — wieso hat die Farbe keine
Ränder gebildet? — — —
Und der Rèz, den haben sie manchmal eingesperrt im
Hotel, weil er nichts geliefert hat, der war doch so unzuverlässig. Da hat der
Direktor Kissel — der hat sich persönlich einschalten müssen und ihn bitten
müssen, dass er die Sachen liefert (die Zeichnungen für den Mercedes-Katalog). Jaa, und die waren so
— — , die Seitenansichten ohne Milieu, ganz
blank, freistehend, aber so fein.
Und die Räder — — — die Räder waren eine
Offenbarung. Die hatten ja Licht — und das
Licht, das hat nur drei, vier Speichen beleuchtet — — und die Radkappen — — es war alles so fabelhaft gemacht. Und er
war so ein Playboy, dass er überhaupt die Geduld hatte, sich so zu betätigen. —
— —
Einmal haben sie (Daimler-Benz-Leute) ihm im Hindenburgbau, nein,
im Hotel Graf Zeppelin eingesperrt. Haben ihm die Hosen weggenommen. Im Hotel
Graf Zeppelin. Das war der eleganteste Bau in Stuttgart lange — — ja, ja, ja.

Ja und trotzdem, obwohl die Rèz-Sachen so fein waren, hat dir
der Reuters besser gefallen?
Ja der Reuters hat halt
richtige Szenen gezeichnet. Der Rèz auch, aber das waren meist verkleinerte
Vignetten. Im Text eingestreut. Das war auch fantastisch, das war sehr elegant,
sehr fein. Aber so komplette Szenen
— — der Weg,
der Weg mit dem Rasen — — . Den Rasen hat er natürlich nicht naturalistisch gezeichnet.
Der war auch stilisiert — —
Es war eigentlich alles stilisiert. Er hat kleine
Milieuzeichnungen gemacht. Die waren etwa eine drittel oder viertel Seite groß,
im Katalog manchmal dazwischengeheftet.
Ja manches hatte abgeschnittene Ecken, war noch
umrandet — das war fein gemacht. Die Layouter da bei der Gesellschaft für
Wirtschaftswerbung in Berlin, die Werbeagentur von Mercedes — — — .
Und dann gab's noch den Mundorff bei Auto-Union (Viktor/Victor
Mundorff, war auch Kriegsmaler ohne Einsatz, nach dem 2.Weltkrieg Werbung für Volkswagen).
Der hat auch sehr gut gezeichnet. Aber überhaupt nicht stilisiert — — —